Die letzte Rochade
Roman


Eine Frau hat ihre Romanzen satt. Sie krempelt ihr Leben um, hört auf zu arbeiten, übt sich
in Kunst und Philosophie. Ohne Männer. Einer kommt ihr immer wieder in den Sinn,
ihr sanfter Freund aus Kindertagen, der auch mitspielte, wenn er nicht mochte.

Er ist nicht mehr da, lebt als erfolgreicher Manager in Philadelphia, Stadt
der Bruderliebe. Der Wunsch, ihn wiederzusehen, muss wahr werden.



Leseprobe (Auszüge)


Der Ober kam, wir bestellten noch Pinots, für mich ein Achtel. 
Ich fing von Schach an, sprach aus unerklärlichem Grund erst die Sizilianische an, dann die Rochade, davon hatte mein Papa erzählt.
Wie ich jetzt darauf gekommen wäre, ob ich mich mit Schach befasst hätte? 
Eigentlich nicht. Aber wie ist das mit der Rochade, da gibt es gibt doch zwei Züge auf einmal in einer Farbe. 
Das stimmt, sagte er, zwei Figuren ändern ihre Position zum Schutz einer dritten, dem König. Ob die kleine oder große Rochade, das hängt von der Stellung ab. 
Von der Einstellung? 
Wieder sein Schmunzeln ...

 


Dann war die Amsel gekommen, auf meinen Balkon geflogen, die Lage gepeilt – hier würde sie ihr Nest bauen. Ihr Heim, das ich nach Regentagen entdeckt und entsorgt hatte. Mein Balkon gehört mir. 
Die Amsel suchte, zeternd, flog wie außer sich den Balkon hin und her, immer wieder. Fassungslos, wie ich wäre, stünde das Haus nicht mehr in dem ich wohne. 
Als hätte sie ihm ihr Leid geklagt, kam der Amselmann und setzte sich an den Platz der Zerstörung. Saß da und schaute mir zu, wie ich das Besteck von Hand trocknete. Sah mir durchs Fenster ins Gesicht. Dabei kennt er nach dem Mal sein Weibchen nicht mehr, noch im gleichen Sommer nimmt er sich eine neue Frau. Dieselbe wäre zufällig, wie dasselbe Nest. Zufällig, wie der strafende Blick des Amselmännchens durch mein Küchenfenster.




Die letzte Rochade

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ISBN: 978-3-7494-8246-7


Herausgeber: Dr. Rudolf Huber

Foto: Gisela Janocha

Lektorat: Katharina Maier

www.katharina-maier.de

Gestaltung und Satz: DHMP dr.rudolfhuber.de


Herstellung und Verlag: BoD, Norderstedt


(2019)